Von wegen „Wie Sand am Meer“
Nachhaltige Alternativen für die Baubranche – Sand ist der Star unseres Zeitalters. Er befindet sich überall: Zahnpasta, Computerchips, Solarzellen. Allem voran: in der Bauindustrie. Statistisch gesehen verbraucht jeder Europäer 4.6 Tonnen Sand im Jahr. In Deutschland wurden im Jahre 2016 247 Millionen Tonnen Kies und Sand abgebaut. Davon gehen 95% in die Baubranche.
Sand ist ein bislang günstiges Baumaterial und scheint, unendlich vorhanden zu sein. Deswegen bedient sich die Baubranche unaufhaltsam daran. Die Gründe sind verschieden. Zum einen gibt es einfach immer mehr Menschen auf der Erde: Bis 2100 wird die Weltbevölkerung um 21% wachsen. Dann werden Schätzungen zufolge über 11 Billionen Menschen Wohn- und Lebensraum benötigen. Zudem zieht es mehr Menschen in den urbanen Raum, welcher deutlich mehr Beton für Infrastruktur, Straßen und Häuser benötigt als die ländlichen Gebiete. Zum ersten Mal in der Geschichte lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Außerdem hat die Immobilien-Spekulationsblase es lukrativ gemacht, Wohnungen bzw. Häuser zu bauen, die dann teilweise sogar nicht bewohnt werden.
Angesichts des folgenschweren Raubbaus und der illegalen Machenschaften stellt sich die Frage, ob es Alternativen zu Sand – insbesondere im Bausektor – gibt. Das Recycling von Rohstoffen ist eine erfolgsversprechende Alternative: zum Beispiel das Recyceln von Glas. Glas besteht zum größten Teil aus Sand. Wird Glas zerkleinert, haben die kleinen Partikel ähnliche Eigenschaften wie der ursprüngliche Sand und können bei der Herstellung von Beton eingesetzt werden. Leider ist der Preis momentan noch zu hoch, um mit natürlichem Sand mithalten zu können.
Im US-Bundesstaat Florida versucht man in Feldstudien, mit gemahlenem Glas Strände wieder aufzufüllen. Da die neuen Strände von Flora und Fauna angenommen werden, ist das eine vielversprechende Methode zur Landgewinnung.
Neben Glas können auch Betonbauwerke wiederverwertet werden. In Deutschland gibt es 50 Millionen Tonnen Bauschutt, von denen 80% recycelt werden können. Andere Forscher beschäftigen sich mit der Idee, Sand in Betongemischen mit einer Alternative zu ersetzen. So auch das Team der Stanford und Brown Universität in den USA mit ihrem Projekt REGObrick: Es forscht an einer Methode, neue Werkstoffe mit Hilfe von Bakterien zu züchten, die den Sand im Beton ersetzten können.
Weltweit beschäftigen sich Forscher mit der Frage nach Alternativen zu Sand. Viele Ansätze sind vielversprechend, doch in erster Linie muss die Baubranche auf das Problem aufmerksam gemacht werden. Architekten und Bauherren müssen für den Einsatz von Recyclingbeton oder anderen Alternativen sensibilisiert werden da, diese für die meisten Bauten ebenso geeignet sind wie herkömmlicher Beton.
Über andere Alternativen wie Holz oder Lehm haben wir schon auf unserer Materialseite berichtet.
Weitere Hintergründe zum Sandmangel könnt ihr auf folgender Infografik sehen http://trademachines.de/info/sand/