Das Problem mit dem Beton und die Sand-Mafia
Als ich in einem Radio Interview mit Werner Sobek, bekannt durch den Bau des Thyssen Turms in Rottweil, von der Sand-Mafia gehört habe, musste ich erst mal Lachen. Doch als ich danach recherchiert habe, war mir gar nicht mehr zum lachen zumute.
Sand eigentlich ein Rohstoff, so meint man, der in unendlichen Mengen vorkommt. Nur leider ist das nicht so. Neben Wasser wird Sand nach Volumen, als zweitwichtigster Rohstoff der Welt betrachtet. Sand brauchen wir neben zahlreichen Alltagsprodukten wie z.B. Zahnpasta, Wein und Plastik, für die Herstellung von Beton und Glas. Beton besteht zu 2/3 aus Sand. Für ein Einfamilienhaus braucht man ca. 200 Tonnen Sand. Wegen des weltweiten Baubooms beträgt der jährliche Verbrauch von Sand und Kies rund 40 Milliarden Tonnen.
Gerade in den Wüstenstädten wie Dubai, wo größenwahnsinnige Bauherren, in Rekordgeschwindigkeit Wolkenkratzer aus dem nichts erschaffen, ist Sand Mangelware. Das liegt daran, dass Wüstensand als Bausand nicht geeignet ist, da er zu feinkörnig und die Körner zu rund sind. Auch Recycling-Beton kann dabei nicht helfen, da nur ein relativ geringer Teil des natürlichen Sandes durch recycelten Betonbruch ersetzt werden kann.
Während in Deutschland der Abbau von Sand reguliert wird, wird er in China und Indien unkontrolliert der Natur entrissen. Weil sich damit ein Vermögen verdienen lässt, wird überall, ob an Stränden, Flüssen oder im Meer, Sand abgebaut. Staubsauger Schiffe, die Sand vom Meeresboden absaugen, saugen auch Pflanzen und Tiere auf, von denen viele Fische leben. Wellen schlagen ohne Sand unkontrolliert auf die Küsten auf und können so ganze Inseln verschwinden lassen. Der Sandabbau in Flüssen beeinflusst den Wasserstand, plötzlich gibt es mehr Überschwemmungen und Trockenperioden. Sand ist also ein wichtiger Teil des Ökosystems, der nicht unkontrolliert entnommen werden darf.
Doch genau das passiert. In einer Stadt wie Mumbai, deren Wachstum auf dem Boom von Immobilien gründet, sind die Bauherren die wahren Herrscher. Taucher werden ohne Sauerstoffflasche nur mithilfe einer Bambusstange und einem Eimer, ins Meer geschickt um Sand aus 17m Tiefe zu holen. 200 Tauchgänge pro Schicht für 15€ Lohn.
Sand – das neue Gold. Obwohl in jeder Sekunde etwa eine Milliarde Sandkörner entstehen, wird das Sprichwort „Wie Sand am Meer“ vielleicht bald eine Metapher für den Mangel sein. Schnell bauen sich so kriminelle Strukturen auf, die denen des Drogenhandels ähneln.
Beton wird also kein Baustoff der Zukunft sein.